Primitive / Frühkindliche Reflexe - wenn das Kind in dir nicht verschwindet

Diejenigen, die nicht in der Lage sind, sich zu ändern, sind die, die am meisten leiden.
— Mahatma Gandhi

Primitive (frühkindliche) Reflexe: Ein Überblick, ihre Bedeutung und Konsequenzen bei Persistenz

Primitive Reflexe sind automatische, unwillkürliche Reaktionen des Säuglings auf bestimmte Reize. Sie dienen der frühkindlichen Entwicklung und bereiten das Gehirn auf komplexere motorische und sensorische Fähigkeiten vor. Diese Reflexe entstehen im Gehirnstamm und verschwinden im Normalfall in den ersten Lebensmonaten bis -jahren. Wenn sie jedoch persistieren, können sie die Entwicklung erheblich beeinträchtigen.

Wichtige Primitive Reflexe und ihre Funktion

  1. Moro-Reflex (Schreckreflex)

    • Beschreibung: Wird durch plötzliche Bewegungen oder laute Geräusche ausgelöst. Das Baby streckt die Arme aus und zieht sie dann wieder an den Körper.

    • Normales Verschwinden: 4–6 Monate.

    • Funktion: Schutzmechanismus zur Wahrnehmung von Gefahr und zur Aktivierung des Nervensystems.

  2. Suchreflex (Rooting-Reflex)

    • Beschreibung: Wird die Wange des Babys berührt, dreht es den Kopf in die Richtung des Reizes und öffnet den Mund.

    • Normales Verschwinden: 3–4 Monate.

    • Funktion: Unterstützt das Baby beim Stillen.

  3. Greifreflex (Palmar-Reflex)

    • Beschreibung: Das Baby greift automatisch nach Gegenständen, die die Handfläche berühren.

    • Normales Verschwinden: 4–6 Monate.

    • Funktion: Fördert den Aufbau der Handmuskulatur.

  4. Asymmetrischer Tonischer Nackenreflex (ATNR)

    • Beschreibung: Wenn der Kopf des Babys zur Seite gedreht wird, streckt sich der Arm derselben Seite, während der andere Arm gebeugt wird.

    • Normales Verschwinden: 6 Monate.

    • Funktion: Hilft bei der Hand-Auge-Koordination.

  5. Tonischer Labyrinthreflex (TLR)

    • Beschreibung: Die Körperhaltung des Babys ändert sich in Reaktion auf Kopfbewegungen nach vorne oder hinten.

    • Normales Verschwinden: 3 Jahre.

    • Funktion: Entwickelt die Kopfkontrolle und unterstützt das Gleichgewicht.

Ursachen der Persistenz von Reflexen

Die Persistenz primitiver Reflexe kann auf verschiedene Ursachen zurückzuführen sein:

  • Geburtstraumata: Z. B. Kaiserschnitt oder schwierige Geburten.

  • Neurologische Entwicklungsstörungen: Z. B. bei Autismus, ADHS oder sensorischen Integrationsstörungen.

  • Mangel an Stimulation: Wenn das Kind in der frühen Entwicklungsphase keine ausreichende motorische oder sensorische Erfahrung macht.

  • Stress oder Traumata in der frühen Kindheit.

Folgen der Persistenz

Persistierende Reflexe können tiefgreifende Auswirkungen auf die körperliche, kognitive und emotionale Entwicklung haben:

  1. Motorische Schwierigkeiten

    • Probleme bei der Koordination und Feinmotorik (z. B. Schreiben, Ballspielen).

    • Schwierigkeiten beim Gleichgewicht oder in der Haltung.

  2. Kognitive Herausforderungen

    • Beeinträchtigung der Konzentrationsfähigkeit und des Lernens.

    • Verzögerungen in der Sprachentwicklung.

  3. Emotionale Probleme

    • Übermäßige Angst oder Stressreaktionen.

    • Schwierigkeiten, Reize angemessen zu verarbeiten.

  4. Soziale Herausforderungen

    • Probleme in der Interaktion mit Gleichaltrigen durch unkontrollierte Bewegungen oder mangelnde Selbstregulation.

Behandlung Persistierender Reflexe: Die Rolle der PDTR

Proprioceptive Deep Tendon Reflex (PDTR) ist eine neurologische Therapiemethode, die darauf abzielt, neurologische Dysfunktionen durch gezielte Reizsetzung zu korrigieren. Bei persistierenden primitiven Reflexen greift die PDTR wie folgt ein:

  1. Diagnose
    Mithilfe von Muskeltests wird ermittelt, welche Reflexe noch aktiv sind und welche neurologischen Dysfunktionen zugrunde liegen.

  2. Reorganisation des Nervensystems
    Durch gezielte Stimulation von Rezeptoren wird das Nervensystem neu kalibriert. Dies kann das Abschalten persistierender Reflexe fördern.

  3. Integration in das motorische System
    Das Gehirn lernt, motorische und sensorische Prozesse ohne Störung durch die Reflexe zu steuern, was zu einer verbesserten Bewegungs- und Koordinationsfähigkeit führt.

PDTR setzt auf die Plastizität des Gehirns und nutzt die natürliche Fähigkeit des Nervensystems, sich selbst zu reorganisieren, um die Symptome zu lindern und die Entwicklung zu unterstützen.

Fazit

Primitive Reflexe sind essenziell für die frühkindliche Entwicklung. Ihre Persistenz kann jedoch weitreichende negative Auswirkungen auf die motorischen, kognitiven und emotionalen Fähigkeiten eines Kindes haben. PDTR bietet eine effektive Methode, persistierende Reflexe zu behandeln und das Nervensystem wieder ins Gleichgewicht zu bringen, was Kindern hilft, ihr volles Potenzial zu entfalten.

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